Dreidimensionale Shuttlesysteme

Shuttles sind Regalförderzeuge, die sich schienengebunden in einem Regal bewegen. Die Shuttles bewegen sich unabhängig voneinander und liefern das Lagergut in den meisten Fällen an einem Lift ab, der das Lagergut sowohl für die Einlagerung bereitstellt als auch in Richtung Kommissionierung befördert. Shuttlesysteme können beispielsweise in Kommissioniersystemen für Kleinteile (Kartons, Trays, Totes) nach dem Prinzip Ware-zu-Mensch oder aber auch für die Sequenzierung und Zwischenspeicherung von kommissionierter Ware in der Distribution oder der Produktionsversorgung eingesetzt werden.

Wird in jeder Gasse und jeder Regalebene ein Shuttle eingesetzt, spricht man von der Captive-Variante, die in punkto Ein-/Auslagerungen die höchsten Leistungswerte verzeichnet und einem klassischen AKL mit Regalbediengeräten weit überlegen ist. Durch die maximale Anzahl an Shuttles erfordert diese Art des Shuttlelagers hohe Investitionen. Da in den meisten Fällen das Liftsystem und/oder die Vorzone das begrenzende Element für die Gesamtleistung darstellen, kann die Leistung eines solchen Lagers bei gleicher Geometrie durch weitere Liftsysteme, heutzutage nicht nur an der Stirnseite, oder durch eine Vervielfachung der Vorzone erfolgen.

Zur Erhöhung der Prozesseffizienz und Flexibilität können Mehrebenen-Shuttles eingesetzt werden, die über eine Hubeinrichtung mehrere Ebenen bedienen. Somit verbindet dieses System die Technologien eines Regalbediengerätes mit der Flexibilität eines Shuttles.

Systeme, bei denen die Shuttles nicht an eine Gasse gebunden sind, nennt man Roaming-Varianten. Wechseln die Shuttles die Regalebenen, spricht man von vertikalem Roaming, das durch einen Shuttle-Lift realisiert wird. Dementsprechend kann ein Shuttle bei horizontalem Roaming sich über ein Schienensystem für die Querfahrten von einer in eine andere Gasse bewegen. Die Kombination beider Roaming-Varianten führt zu einem dreidimensionalen Shuttle.

Die Entwicklung der Shuttlesysteme führt zu hoch flexiblen Systemen, die punktgenau auf die Anforderungen des Kunden im Hinblick auf Lagerkapazität, Ladehilfsmittel, Ein-/Auslagerungsleistung, Sequenzierungsbedarf etc. abgestimmt sind. Dies wird durch eine Vielzahl von Freiheitsgraden erreicht:

  • Anzahl der Shuttles
  • Anzahl der durch ein Shuttle bedienten Ebenen
  • Roaming-Variante
  • Anzahl und Position der Lifte für Lagergut und Shuttles
  • Anzahl und Position der Schienen für Querfahrten der Shuttles
  • Gestaltung und Positionierung der Vorzone(n)
  • Lagergeometrie angepasst an Gebäuderestriktionen
  • Ladehilfsmittel (Kartons, Trays und/oder Totes)
  • Mehrfach-tiefe Lagerung

So können Anforderungen, die sich aus den aktuellen Geschäftsmodellen der Kunden, wie beispielsweise Omni-Channel-Distribution oder Same-Day-Delivery, oder aber Anforderungen aus der Produktionsversorgung (Losgröße 1, vorkommissionierte und sequenzierte Aufträge etc.) mit einem passgenauen System erfüllt werden.Darüber hinaus zeichnen sich Shuttlesysteme durch hohe Ausfallsicherheit aus. Bei einem ausgefallenen Shuttle ist in der Captive-Variante lediglich eine Ebene einer Gasse betroffen, während bei einer dreidimensionalen Anlage weiterhin alle Lagerplätze erreicht werden können. Insbesondere die Ausführung mit mindestens zwei Liften pro Gasse erhöht die Robustheit des Systems weiter. Die Energiebilanz eines Shuttlelagers gegenüber einem herkömmlichen AKL mit Regalbediengeräten ist signifikant besser, da für den horizontalen Transportanteil wesentlich geringere Massen bewegt werden müssen.

Ein zwei- und ein dreidimensionales Shuttle-System bietet beispielsweise das Unternehmen viastore SYSTEMS GmbH mit den Hochleistungs-Shuttle-Lagersystemen ‚viaflex²‘ und dem flexiblen Raumsystem ‚viaflex³‘ an: https://www.viastore.com

Verfasser
Dr. Jörg Pirron
PROTEMA Unternehmensberatung GmbH
joerg.pirron[a]protema.de
Telefon +49 (0) 173-6688668
https://www.protema.de

Sachstand
Februar 2020
Im Herbst 2018 gingen die I.N.Fachbeiräte ‚Wissenschaft‘ und ‚Wirtschaft‘ davon aus, dass dreidimensionale Shuttlesysteme bis in rund drei Jahren breiteren Einzug in die Branche Intralogistik halten dürften, da noch Forschungs- und Entwicklungsbedarf gesehen wird.

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