Shared Service Geschäftsmodelle

Geschäftsmodelle (Business Models)[1] erklären modellhaft, wie Organisationen dauerhaft Ressourcen, Mitarbeiter und Know-hows (Prozesse und Ideen) zur Erreichung von in der Regel wirtschaftlichen Zielen einsetzen. Die Ausprägungen der Geschäftsmodelle sind branchenspezifisch. Unter anderen versucht Wirtschaftsinformatik die Ausprägungen zu formalisieren. Eine Ausprägung ist das ‚St. Galler Management-Modell‘.[2]

Für die Intralogistik modelliert das ‚Haus der Intralogistik‘ die Elemente eines Intralogistik-Geschäftsmodells. Die Verknüpfung der Elemente Infrastruktur, Services und der Gestaltungsfelder beschreibt das Geschäftsmodell in der Intralogistik. Die Kombination von logistischen Objekten (Ladungsträger, stock keeping units, Regalen, …), der Aktorik (Stapler, Regalbediengeräte, …), der Sensorik (Barcode-Leser, …) und der Informationslogistik ermöglicht im Zusammenspiel mit der Technologie, den Prozessen und dem Menschen die Erbringung einer logistischen Leistung.

Das Besondere an Shared Service Geschäftsmodellen bzw. Shared Economy Geschäftsmodellen liegt in der Nutzung von bisher ungenutzten bzw. unbekannten Ressourcen anderer. Ein Beispiel ist das Geschäftsmodell von Airbnb. Airbnb vermittelt ungenutzten Wohnraum (Ressource) einem Kunden. Die Vermittlung wird in der Regel durch IT-Systeme unterstützt (Digitalisierung). Im Grundsatz vermitteln die Shared Service Geschäftsmodelle wie Börsenmakler zwischen Angebot und Nachfrage. Die Herausforderung ist die Organisation des Angebots sowie der Nachfrage. Die Leistung besteht in der zuverlässigen, qualitativ hochwertigen Abwicklung der Dienstleistung. [3]

Die I.N.Fachgruppe Industrie 4.0 hat exemplarisch für die Fashion-Branche eine Shared-Service Geschäftsmodell entwickelt, das auf Zentralläger verzichtet und statt dessen die Lagerkapazitäten beim Kunden nutzt. Der Kunde erledigt zusätzlich auch noch das Retouren-Management – siehe ‚The Jeans Case‘.

[1] Prof. Dr. Stefan Grösser: Geschäftsmodelle (Business Models). Hg. v. Springer Gabler | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (Gabler Wirtschaftslexikon). Online verfügbar unter https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/geschaeftsmodell-52275/version-275417, zuletzt geprüft am 05.02.2019.
[2] Rüegg-Stürm, Johannes; Grand, Simon (2017): Das St. Galler Management-Modell. 3., überarbeitete und weiterentwickelte Auflage. Bern: Haupt.
[3] Prof. Dr. Oliver Bendel: Sharing Economy. Hg. v. Springer Gabler | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (Gabler Wirtschaftslexikon). Online verfügbar unter https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/sharing-economy-53876/version-368822, zuletzt geprüft am 05.02.2019.

Verfasser
Prof. Dr. Michael Hauth
Logistik & Einkauf
Studiengangleiter Master of Science Wirtschaftsingenieurwesen und Engineering Management der Hochschule Mannheim, Vorstandsvorsitzender des Intralogistik-Netzwerks BW e.V.

Sachstand
Februar 2020
Im Herbst 2018 diskutierten die I.N.Fachbeiräte ‚Wissenschaft‘ und ‚Wirtschaft‘, ob und inwieweit sich ‚Shared Service Geschäftsmodelle‘ in der Intralogistik etablieren könnten. Sie gingen davon aus, dass derartige Modelle mit nennenswerter wirtschaftlicher Reichweite erst in weiterer Zukunft zu erwarten sein dürften.