Wandelbares Logistiklayout

Aufgrund eines turbulenten Unternehmensumfelds werden für produzierende Unternehmen neue Anforderungen an eine Fabrik der Zukunft gestellt. Hierzu werden in der Forschung und Praxis eine Vielzahl von Ansätzen diskutiert und erprobt. Eine Möglichkeit diesen Herausforderungen zu begegnen, ist die wandelbare Fabrik.

Voraussetzung der wandelbaren Fabrik ist die Wandelbarkeit des Logistiklayouts. Unter Bezugnahme zu der Fachliteratur ergeben sich folgende Anforderungen an ein wandelbares Logistiklayout:

  • Planung und Umsetzung der Wandlungsmaßnahmen sollten in verhältnismäßig kurzer Zeit durchführbar sein.
  • Der Aufwand zur Durchführung von Wandlungsmaßnahmen muss gerechtfertigt sein, sodass diese schon bei geringer Änderung der Anforderungen umgesetzt oder gegebenenfalls auch wieder rückgängig gemacht werden können.
  • Wandlungsmaßnahmen sollten ohne Projektvorhaben und ohne hierarchische und organisatorische Hürden von involvierten Mitarbeitern durchführbar sein.

Zu den Bestandteilen des Logistiklayouts gehören u.a. Fördertechnik und deren Komponente (z.B. Förderband, Mobile Assistenten/FTS, Förderwege) sowie Lager und Schnittstellen zwischen Logistik- und Produktionsprozessen (z.B. Übergabeplätze).  Um die Wandelbarkeit der Fabrik zu erhalten, müssen bei Wandlung des Logistiklayouts entsprechende Schnittstellen zur Produktion mitverändert werden. Die Trennung der Disziplinen Logistik und Produktion im Rahmen der wandelbaren Fabrik ist somit nicht mehr sinnvoll.

In einem wandelbaren Logistiklayout können zum Beispiel

  • Transportwege verändert werden,
  • Materialflussschnittstellen verschoben und neue hinzugefügt werden,
  • Transportmittel sich an das Produktspektrum anpassen,
  • Transportmittel und Lager unterschiedliche Bereitstellungsmengen und -häufigkeiten realisieren,
  • Lager an geforderte Anzahl und Abmessung der Lagereinheiten angepasst werden,
  • Materialfluss- und Lagerprozesse angepasst werden.

Um den oben genannten Kriterien gerecht zu werden, sind die Bestandteile eines wandelbaren Logistiklayouts mobil, modular, skalierbar, kompatibel und universal zu gestalten.


Wandlungsbefähiger (Wiendahl et al. 2014, S. 125 ff)

Inzwischen haben sich in Bereichen der Logistik Mobile Assistenzsysteme als cyber-physikalische Systeme durchgesetzt. Sie bewegen sich autonom, kommunizieren untereinander und tauschen Daten mit anderen intelligenten Akteuren der Fabrik aus. Damit sind sie in der Lage, neben reinen Transportaufgaben die Menschen in vielen Logistik- und Produktionsprozessen zu unterstützen. Folgende Ansätze im Rahmen eines wandelbaren Logistiklayouts werden in Mobilen Assistenzsystemen verfolgt:

  • Universalität: Mobile Assistenten können ohne großen Aufwand umgestaltet werden, sodass sie sowohl für die Produktion von Automobilen als auch für kleine, Präzisionsbauteile eingesetzt werden können.
  • Mobilität: Induktives Laden ermöglicht die Betriebsfähigkeit der Assistenten. Flexible Bodenplatten, die Ladepunkte und weitere Ver- und Entsorgungstechnik beinhalten, können beliebig ausgelegt werden, sodass die Lademöglichkeiten auch nach Layoutveränderungen mit kleinem Aufwand gegeben sind.
  • Skalierbarkeit: Übergabegestelle stellen Quellen und Senken für die Assistenten dar, an denen sie Material aufnehmen und abgeben. Die Anzahl und Anordnung der Gestelle ist einfach anzupassen. Somit sind sie einfach skalierbar im Gesamtsystem.
  • Modularität: Die Assistenten selbst sind modular aufgebaut und somit wandelbar je nach Einsatzgebiet. Kommunikation, Navigation und Fahrwerk stellen beispielsweise Module dar.
  • Kompatibilität: Die Koordination der Assistenten erfolgt durch eine standardisierte und durchgängige Steuerungs- und Informationstechnik. Die Schnittstellen zur Fördertechnik sowie zu anderen Akteuren sind selbst modular aufgebaut und können stets erweitert werden im Zuge von Veränderungen im Layout oder von Akteuren.

Quellenhinweise:
– BLESSING, S. (1999): Gestaltung der Materialflusssteuerung in dynamischen Produktionssytrukturen. Forschungsbericht, Hg. v. Herbert Utz, München.
– WIENDAHL, H.P., REICHARDT, J. und NYHUIS, P. (2014): Handbuch Fabrikplanung – Konzept, Gestaltung und Umsetzung wandlungsfähiger Produktionsstätten. München, Wien: Carl Hanser.
– WESTKÄMPER, E. (Hrsg.) und ZAHN, E. (Hrsg.) (2009b): Wandlungsfähige Produktionsunternehmen: das Stuttgarter Unternehmensmodell. Berlin: Springer.
– WIENDAHL, H.-P. (2002): Wandlungsfähigkeit – Schlüsselbegriff der zukunftsfähigen Fabrik in Wt Werkstattstechnik Online, S. 122-127.

Verfasser
SEW-EURODRIVE GmbH & Co. KG
https://www.sew-eurodrive.de

Sachstand
März 2020
Die Umsetzung eines Wandelbaren Logistiklayouts ist in ein bis zwei Jahren zu erwarten.